Kanu-Elite paddelt in Augsburg

Ein Feldherr
namens
Thomas Apel
Thomas Apel steht auf dem Hügel, hat die Arme verschränkt und blickt wie ein Feldherr auf den Augsburger Eiskanal hinunter. Der Kajak-Bundestrainer der deutschen Kanuslalom-Nationalmannschaft verfolgt die Trainingsläufe seiner Athleten vor dem Weltcup vom Freitag bis Sonntag. „Wettkampfsimulation“ nennt der Experte die Paddelarbeit der Wildwasser-Spezialisten. „Es geht darum, vor den Rennen ein Gefühl für die Strecke zu bekommen.“ Apel sagt es mit der Gelassenheit des erfahrenen Slalomkenners. Er hat 2008 den Augsburger Alexander Grimm in Peking zum Olympiasieg geführt und kann als Leiter der Trainingsgruppe Tokio aussichtsreiche Kanuten ins Rennen schicken. „Wir sind sicherlich konkurrenzfähig, aber die Fahrer müssen ihre Leistung aber auch abrufen können.“
Im Kanuslalom kann ein einziger missglückter Paddelschlag über Sieg und Niederlage entscheiden, weiß Hannes Aigner vom Augsburger Kajakverein (AKV) aus langjähriger Erfahrung. Der Olympiadritte von London 2012 hatte in den ersten beiden Saison-Weltcups Rückstand, der vierte Platz bei der Europameisterschaft ist für ihn jedoch der Beweis, dass nicht alles schief gelaufen ist. „Gerade die Briten und Tschechen sind extrem stark, aber auch Schweden, Portugiesen oder Brasilianer haben sich mittlerweile in der Weltklasse etabliert“, beschreibt der 29-Jährige die Schwierigkeiten überhaupt das Finale der zehn Besten zu erreichen.

Sein Trainingskollege Sebastian Schubert (KR Hamm) hatte dagegen einen verheißungsvollen Weltcup-Auftakt. In der Slowakei feierte er den ersten Sieg seit drei Jahren. Ricarda Funk (KSV Bad Kreuznach) erreichte Platz drei und bestätigte damit ihre Rolle in der internationalen Elite mit zahlreichen Medaillen bei WM und EM. Ihre Klasse bekommen auch Aigner und Schubert in ihrer Augsburger Trainingsgruppe regelmäßig zu spüren. Nachlässigkeiten im Übungsprogramm können sich die beiden Männer nicht leisten, wenn sie nicht im Schatten von Funk stehen wollen.
In der Trainingsfahrt vor dem Weltcup sind die Kajakfahrer (weiblich und männlich) hoch konzentriert. Sie haben nur 45 Minuten Zeit um die Bewegungsabläufe zu optimieren. Die Gastgeber der Augsburger Kanu Schwaben mussten das Vorprogramm für alle Nationen kürzen, weil der Lech nach der Trockenheit der vergangenen Wochen wenig Wasser führt – auch weil im Oberlauf der Forggensee wieder aufgefüllt werden muss. „Das ist wahrscheinlich eher ein Handicap für die Fahrer aus den anderen Ländern“, glaubt Hannes Aigner.
Die deutschen Kanuten kennen ihre Heimstrecke bestens, auch wenn sich die Strömung nach der Renovierung der Betonhindernisse im oberen Teil des Kanals ein wenig verändert hat. Für Canadierfahrer Sideris Tasiadis (Schwaben Augsburg) ist der pulsierende Eiskanal der liebgewonnene Hauptarbeitsplatz. Beim Weltcup startet der Olympiazweite von London 2012 nicht nur als einer der Favoriten im Einer, sondern mit der erst 19-jährigen Elena Apel im Zweier-Mix. Den will der Kanu-Weltverband ICF nach dem Aus des Männer-Zweiers als Alternative aufbauen. „Wir saßen erst ein paar Mal gemeinsam im Boot“, erzählt Tasiadis, der am Freitag den Einer-Vorlauf gewann.
Selbst Kajaktrainer Thomas Apel wird das Canadier-Experiment im Zweier von seinem Hügel am Kanal aus mit großem Interesse verfolgen. Elena ist seine überaus talentierte Tochter.
Der Weltcup-Zeitplan
Freitag, 6. Juli, Qualifikation
8.30 bis 12.15 Uhr C1 Männer, K1 Frauen
13.45 bis 17.35 Uhr C1 Frauen, K1 Männer
Samstag 7 Juli
9 bis 11.15 Uhr Semifinale
12 bis 13.15 Uhr Finale C1 Männer, K1 Frauen
14.30 bis 15 Uhr Semifinale
16 bis 16.30 Uhr Finale C2 Mix
Sonntag 8. Juli
9 bis 11.30 Uhr Semifinale
12 bis 13.15 Finale C1 Frauen, K1 Männer
14.30 bis 15.45 Uhr Boatercross